Kette rechts - Fahrradtour durch Russland
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Donnerstag, 14. November 2024
Von Tynda nach Wladiwostok PDF Drucken E-Mail
11.9.08: Obwohl Jens die Hälfte seines Lebens auf dem Fahrrad verbracht hat schafft er es immer noch nicht gleichzeitig zu telefonieren und unfallfrei Fahrrad zu fahren. Bei einer solchen Aktion in Vancouver hat er mal wieder einen Abgang hingelegt. Das ihm hierbei selber ausser ein paar Abschürfungen nichts passiert ist, ist für die meinsten ja eher nebensächlich. Viel schlimmer ist allerdings das bei dieser Aktion sein GPS Transmitter drauf gegangen ist. Daher gibt es keine PINGS mehr für die Karte. Zur Information: Gestern war er in Seattle.
 
28.8.2008: Jens befindet sich nun auf dem Frachtschiff Hanjin Madrid und kommt nach ca 10 Tagen Überfahrt in Vancouver an. Hinweis: Die Pings kommen trotzdem an, man sieht also wie besoffen der Kaptain sein Schiff über den Pazifik fährt.

26.8.2008 NEU : Bildersammlung aus Sibirien: Hier 

26.8.2008 NEU : Bilder aus Japan: Hier 

26.8.2008 NEU : Video aus Japan (Jens trifft den Gewinner von DSDS Japan):


 
 
11. August 2008, Wladiwostok 
 

 

Nun, ich habe also zum zweiten mal “betrogen” und ein Teilstueck mit dem Zug zurueckgelegt. Es war aber trotzdem sehr interessant. In den Zug eingestiegen bin ich irgendwann mittags. Fuer die 350 km bis Tynda hat der Zug 24 Stunden gebraucht weil ein Teil der Zugmannschaft unterwegs noch arbeiten musste. Es gab also immer wieder Stops weil irgendetwas verladen oder an einer bestimmten Stelle der Bahnlinie etwas hingedengelt werden musste. Ausserdem ist die Trasse  eingleisig und ein Bahnarbeiterzug hat natuerlich eine geringere Prioritaet als ein Personenzug,  sodass man an den Ausweichstellen ab und zu auch noch mal ein paar Stunden warten darf. Insgesamt hatte ich also reichlich Zeit das Zugleben zu verfolgen und den anderen entspannt bei der Arbeit zuzuschauen. Ich durfte sogar vorne in die Lok und ein bisschen Gas geben. Die Lok war uebrigens eingerichtet wie eine Teestube. Mit Stuehlen und einer Bank zum Sitzen, Bildern an der Wand und fuer die Musikbeschallung sorgte ein Autoradio mit Lautsprecheranlage. Auf dem Boden war der sich im Dauerbetrieb befindliche obligatorische Wasserkocher und man konnte zwischen mehreren Teesorten und Instantkaffee auswaehlen. Die Jungs hatten ne ziemliche Freude an ihrer Arbeit, so mein Eindruck. Hart, vor allem im Winter bei bis zu -50 Grad, aber auch romantisch, und sie waren alle ziemlich Stolz darauf, Teil der BAM zu sein. Und, ich muss das immer nochmal separat erwaehnen, sie waren alle nuechtern, sogar waehrend der Arbeit. Das kann man sich bei uns ja gar nicht vorstellen.

Ein normaler Gleisarbeiter mit 40 Stundenwoche verdient so um die 15.000 Rubel (400 EUR). Die Leute hier im Zug waren alles Schichtarbeiter und verdienten entsprechend mehr. Die extremste Schicht von der ich gehoert habe dauert 6 Monate. Wahrend diesen 6 Monaten hat man pro Monat 4 Tage frei, arbeitet sonst aber immer durch, wobei der Arbeitstag im Sommer in der Regel mindestens 12 Stunden hat. Dafuer bekommt man dann so ca. 1000 EUR Gehalt. Nach den 6 Monaten hat man dann 6 Monate Pause in denen es allerdings auch kein Geld gibt.

 

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Bild Entladen von Eisenbahnschwellen entlang der BAM

 

 

In Tynda angekommen bekam ich, kaum aus dem Zug gestiegen, die erste Bierdose in die Hand gedrueckt. Die Feier zum Ende der Abstinenz wird recht zuegig und unabhaengig von der Tageszeit angegangen, schliesslich war es grad mittags um eins. Nach dem dritten Bier das ich mittrinken musste/durfte/wollte kam mir das alles irgendwie wie Severobaikalsk vor. Ich komme in eine groessere Stadt und bin bereits nach ein paar Stunden wieder voll. Aber ein Glueck, die harte Schichtarbeit fordert ihren Tribut und das Sit-In am Bahnhof in Tynda endet nach 2 Stunden. Dima begleitet mich noch zur Gastiniza um mir bei der Zimmerbuchung zu helfen. Leider gibt es keine Einzelzimmer mehr doch Dima laedt mich spontan zu sich nach Hause ein. Er wohnt allein in einer grossen 4 Zimmer Wohnung die er neu bezogen hat und die daher auch noch recht spartanisch eingerichtet ist. Aber das wichtigste, der Wasserkocher und die Stereoanlage, ist  vorhanden. Die wird auch gleich ordentlich aufgedreht und mir wird klar dass das 2 harte Tage werden koennen. Die russische Definition von Zimmerlautstaerke weicht doch stark von der deutschen oder gar der schweizerischen ab. Anfangs hoffte ich noch auf die Hilfe der Nachbarn, die sich irgendwann per Klopfen oder Anrufen,  Tuere eintreten oder Maschinengewehrsalven bemerkbar machen wuerden. Vielleicht liegt es auch an den 50 cm dicken Waenden, jedenfalls wurden die folgenden 48 Stunden zu einer russischen Musikgala allerersten Ranges, ununterbrochen, und leider auf Kosten jeglicher Erholungsmoeglichkeit meinerseits. Als Gast darf man sich ja auch nicht beschweren. Die Anlage lief rund um die Uhr, nachts nur etwas weniger laut und gedaempft durch meine geschlossene Zimmertuere und die 2 Klopapierrollen die ich mir in die Ohren gestopft hab.

Abends schlenderten wir noch durch die Innenstadt und ich kam in den Genuss einer rasanten Fahrt im oertlichen Riesenrad, mit wunderschoenem Ausblick auf das naechtliche Tynda. Am folgenden Tag haben wir dann noch Landkarten fuer die Strecke bis Wladiwostok gekauft und ich durfte zuschauen wie sich Dima beim Friseur die Einheitsfrisur, Modell Fallschirmjaeger, scheren liess.

Gegen nachmittag trafen wir dann noch auf 2 andere Kollegen der BAM und wir gingen zusammen Schaschlik essen. Jeder Versuch meinerseits auch nur einen Teil der Rechnung zu bezahlen war zwecklos. Dabei war die Gesamtrechnung, aufgrund diverser Wodkas und 27 Spiessen, doch ziemlich hoch und wenn man die Rechnung ins Verhaeltnis zum Lohn setzt war alles sauteuer. Nach dem Schaschlikessen war bei mir die Luft draussen. 2 Naechte fast ohne Schlaf und dann noch die Trinkerei, da musste ich die Flagge vom Mast einholen und mich nach Hause bringen lassen. Dima ist dann nochmal weitergezogen, was mir sehr recht war, weil ich gleich mal die Musik ausgemacht hab. Am naechsten Morgen kam er mit einer Stinklaune und einem fetten Veilchen aus seinem Zimmer. Sprich, es war noch ein netter Abend und genau wie in Konstanz, sobald ich daheim bin, geht die Feier meist erst richtig los. Sein trockener Kommentar war “Russia extreme”. Es ist voellig normal hier mit Veilchen rumzurennen. Ich hab das bei so vielen Leuten gesehen das man meinen koennte, dass sich die Russen mit einem sauberen Schlag auf die Zwoelf begruessen oder verabschieden. Wegen kleinerer “Raufereien” ruft hier auch niemand die Miliz, denn sobald die auftaucht gehts richtig rund. Da wird nicht mehr gross zwischen Taetern und Opfern unterschieden, sondern da wird erst mal draufgeknueppelt und anschliessend sortiert bzw. es werden erst mal alle verhaftet. Und man hat mir mehrmals versichert dass es nicht gut, also ueberhaupt nicht gut  ist, von der russischen Miliz verhaftet zu werden.

Es war dann also Zeit weiterzuziehen. Ich bin dann an diesem Tag nur 30 km aus Tynda rausgefahren und hab mich in den Wald verkrochen um mich zu erholen. Sprich, es war dann doch fast genauso wie in Severobaikalsk.

 

Ich hatte ja auf bessere Strassen gehofft. Ums vorwegzunehmen und meine Tiraden auf die sibirischen Strassen ein fuer allemal zu beenden und den politischen Teil dieses Reiseberichts abzuschliessen:

 

Sibirien im Sommer ist eine tolle Gegend: Warmes sonniges Wetter, nette, hilfsbereite Menschen, saftige Wiesen und knackiggruene Waelder gesteckt voll mit gesunden, froehlichen, ringelreitanzenden Baeren und sonstigen Viechern, kristallklares, felsenfrisches Wasser wie man es in Deutschland nur noch im Bier findet ... aber Strassen wie in einem Entwicklungsland. Anstatt, wie dieses Jahr zum Amtsantritt des neuen Praesidenten, Millionen dafuer rauszuschmeissen mit ihrem hochpolierten Altmetall eine stundenlange Militaerparade auf dem roten Platz abzuhalten (der danach wieder neu geteert werden muss) haetten sie das Geld mal lieber in den Strassenbau in Sibirien investiert und  ihrer eigenen Bevoelkerung einen Gefallen getan. Von den gut 2300 km von Tynda bis Wladiwostok waren 800 unasphaltiert, der groesste Teil davon im Amurskaja Oblast. Im Wahlkampf haben sowohl Putin als auch Medwedjew versprochen, dass die komplette Magistrale innerhalb von 2 Jahren geteert sein wird. Das heisst die wollen in 2 Jahren ca. 1400 km zwischen Tshita und Chabarovsk asphaltieren (lassen), wohlwissend dass sie allein fuer die letzten 50 km die neu asphaltiert wurden schon 1 Jahr gebraucht haben. Warum koennen Politiker, egal in welchem Land,  eigentlich ungestraft immer so einen Riesenscheiss erzaehlen. Wenn ich sage, dass ich in 3 Monaten eine komplett neue Benutzerverwaltung fuer die Abacus programmiere, dann glaubt mir das ja erstens auch niemand und zweitens werd ich dafuer umgehend an die frische Luft gesetzt bzw. zur geistigen Erholung nach Sibirien geschickt.

 

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Bild Ich sag dazu nix mehr

 

 

Einen Tag spaeter werd ich abends am Ortsausgang eines kleinen Staedtchens von 2 Maennern  ueberwaeltigt und, samt Fahrrad, in einen Jeep gesteckt. Nach kurzer Fahrt zu ihnen nach Hause werde ich gezwungen mich zu duschen und anschliessend kiloweise selbstgemachte Teigtaschen, Salate und Suessigkeiten zu essen. Die Misshandlungen erreichen ihren Hoehepunkt als ich anschliessend noch auf das Stadtfest (150 jaehriges Bestehen) gefuehrt werde und mit fast jedem Bewohner auf dessen Wohl anstossen muss. Nach mehreren Stunden dieser Tortur werde ich zum Schlafen und Ausnuechtern in ein Bett gesteckt waehrend mein Entfuehrer, der das Bett normalerweise belegt, samt Ehefrau, auf dem Boden im Wohnzimmer schlaeft. Am naechsten Morgen werd ich erst wieder in die Freiheit entlassen nachdem ich 5 Omeletts mit Honig verdrueckt hab. Klar dass solch eine rabiate Behandlung nur von einem Kaukasier kommen kann. Ich habe versprochen, und nur deswegen bin ich heute wieder auf freiem Fuss und muss nicht noch mehr Omeletts essen, dass ich in meinem Bericht erwaehne dass Ossetien ein tolles Land mit netten Menschen ist. Ich hab vergessen zu fragen ob er Sued- oder Nordossetien meinte aber das ist mir im Moment auch voellig egal, der Kerl war einfach der Hammer.

 

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Bild Mein Entfuehrer aus Ossetien

 

 

Bei Skovorodino treff ich auf die grosse West – Ost Magistrale, die M60 die mich nach Wladiwostok fuehrt. Bis Chabarovsk hab ich knappe 2 Wochen gebraucht. Die Gegend ist nichts Besonderes. Man faehrt sie am besten moeglichst schnell durch, es ist sehr heiss und Baeche oder Fluesse gibt es nur noch wenige. Die Gegend ist topfeben bis leicht wellig, die Vegetation gleicht immer mehr der unsrigen. Einziges Highlight auf diesem Abschnitt war die Begegnung mit 6 Bikern aus Belgien, die Abends zufalligerweise zu meinem Zeltplatz kommen. Ich komme in den Genuss mehrerer eiskalter Biere und ich freue mich zum ersten mal seit Wochen ein echte Unterhaltung fuehren zu koennen. Das Treffen mit den Bikern schlaegt mir etwas auf die Moral denn ich merke, wie einsam ich die ganze Zeit eigentlich war und dass es mit Sicherheit noch viel mehr Spass machen wuerde, so eine Tour mit mehreren Freunden und vor allem auf dem MOTORRAD zu unternehmen. Aber das ist fast eine theoretische Frage, denn diese Biker stellen die absolute Ausnahme dar. Wann koennen 6 arbeitende Leute zur gleichen Zeit 2 Monate frei nehmen und sich dazu entschliessen gemeinsam durch Russland zu fahren...

 

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Bild Belgische Biker

 

 

Halt, ein weiteres Highlight gab es doch noch, und zwar in der Gegend um Bjelogorsk die ich durchfuhr um dem Staub der Magistrale zu entgehen. In einem kleinen Dorf ueberholt mich mittags ein Laster und der Fahrer haelt an und laedt mich zu sich nach Hause, nur ein paar Meter weiter entfernt ein. Fuer das kleine Dorf eine kleine Senasation -  ein Tourist. In der Kueche werde ich mit Milch versorgt und mit Honigbroten gestopft, viele der Nachbarn kommen um den Njemetz, den Deutschen live zu sehen und fast jeder der kommt bringt ein Geschenk mit: Eier, Honig, Blaubeeren, Kartoffeln, Milch... ich weiss bald gar nicht mehr wohin mit dem ganzen Essen und muss leider dankend ablehnen. Echt verrueckt, auch hier bekomme ich, von bestimmt nicht reichen Leuten, sogar Geld angeboten.  Nach 2 Stunden fahre ich weiter, mit 5kg Essen in aus allen Naehten platzenden Packtaschen.

 

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Bild Familie auf dem Dorf

 

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Bild Honigverkaeufer am Strassenrand

 

 

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Bild Vorsicht vor der sibirischen Kleinkopfkuh

 

 

In Chabarovsk verbringe ich 3 Tage in einem Hotel aber weil ich die Klimatisierung nicht mehr gewoehnt bin fang ich mir dabei ne fette Erkaeltung ein. Dafuer geniess ich den Komfort: ein sauberes Bett und eine Dusche, Waaahnsinn.

 

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Bild Chabarovsk von der Bruecke ueber den Amur

 

 

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Bild Uferpromenade

 

 

Chabarovsk ist die bisher schoneste Stadt die ich in Sibirien gesehen habe, vielleicht lag es auch daran dass ich ausnahmsweise keinen Kontakt zu Russen hatte und dementsprechend komplett nuechtern war. Die Stadt ist benannt nach einem russischen Entdeckungsreisenden und feiert gerade ihr 150 jaehriges bestehen. Sie hat eine sehenswerte  Innenstadt mit Einkaufsstrassen, Flaniermeile und einem Park der direkt am Ufer des riesigen Amurstromes endet. Die Uferpromenade ist gesaeumt mit Kaffees und Bars in denen Livebands spielen, der Sandstrand wird von Sonnenhungrigen bevoelkert und es hat auch eine Art Sportpark mit Beachvolleyballfeldern und Fussballplatz. 

Angeln sollte man dennoch nicht im Amurstrom. Seit vor ich weiss nicht wievielen Jahren eine chinesische Fabrik stromaufwaerts irgendwas megagiftiges in den Fluss geleitet hat, gilt dieser immer noch als hochbelastet und es wird vom Verzehr des Fisches abgeraten.

Von Chabarovsk sind es nur noch 800 km bis Wladiwostok. Nach 3 Tagen muss ich endlich weiterfahren, doch mit schwerem Herzen weil mir die Stadt und das Hotel wirklich gut gefallen haben.

Am Stadtausgang halte ich an einem der vielen Obststaende die hier die Seitenstreifen der  Magsitrale bepflastern. Ich komme mit dem Haendler ins Gespraech der, wie sich herausstellt aus  dem Kaukasus (Aserbaidschan) kommt und einen Bruder hat der mal ne Weile in Deutschland gelebt hat. Dieser, ebenfalls stolzer Besitzer eines Obststandes 2 km weiter suedlich,  wird natuerlich sofort angerufen und ich muss gleich mal ein paar Worte deutsch mit ihm reden. Leider hat sich der Bruder waehrend seines Deutschlandaufenthaltes eher aufs Arbeiten konzentriert. “Hallo” war das erste und letzte Wort das ich verstanden habe. Nichtsdestotrotz sind alle gluecklich und  der Haendler schenkt mir Pfirsiche, Bananen, Aepfel und fast haette er mir auch noch eine 27 Kilo schwere Wassermelone auf mein ohnehin schon ueberladenes Rad gepackt.  Nach einer halben Stunde komm ich endlich weiter, nicht ohne vorher vom Haendler per in den Strassenstaub geritzter Zeichnung erklaert bekommen zu haben, dass wir alle von Adam und Eva abstammen und daher alle Brueder und Schwestern sind.

 

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Bild Obsthaendler aus Aserbaidschan

 

 

Die Kaukasier sind wirklich ein besonderer Menschenschlag. Ich scher da jetzt grad alles ueber einen Kamm, ich weiss, und momentan herrscht da unten ja nicht nur ein Krieg, sprich die schlagen sich sogar gegenseitig die Koepfe ein. Doch alle aus dieser Gegend stammenden Menschen waren mir gegenueber aeusserst nett und gastfreundschaftlich, gleichwohl ob sie aus Ossetien, Aserbaidschan, Georgien oder sonstwo herkamen. Wer als Kaukasier in Russland lebt hat es nicht leicht. Die Russen haben, nicht erst seit den Terroranschanschlaegen der juengsten Zeit, eine ausgepraegte Abneigung gegen die Voelker aus diesem Teil der ehemaligen Sowjetunion. Mir kam es so vor als wuerden sie fuer sich und ihre Heimat regelrecht werben um, zumindest einem Auslaender wie mir, zu zeigen, dass die Ausgrenzung die sie in Russland erfahren auf Vorurteilen und Rassismus beruht.

 

Weiter Richtung Sueden wird es nun zunehmend schwieriger schoene Uebernachtungsplatze zu finden. Das Klima ist tropisch und auch nachts kuehlt es kaum ab. Der Verkehr wird zunehmend dichter und rollt nun in beide Richtungen. Auf der gesamten West – Ost Magistrale, beginnend von Krasnojarsk bis hierher, unterbrochen natuerlich von dem Teil entlang der BAM, hatte ich ueberwiegend nur Gegenverkehr. Ein nicht endender Strom japanischer Gebraucht- und Neuwagen fliesst hier zu den Kaeufern im Westen Russlands. Alle Fahrzeuge kommen per Schiff aus Japan nach Wladiwostok, wo ein schwunghafter Handel mit ihnen betrieben wird. Die meisten werden noch direkt im Hafen verkauft. Vor der Weiterfahrt nach Westen werden sie, zum Schutz vor der sibirischen Schotterstrasse, mit Holzteilen, Plastiktape und Spachtelmasse armiert und anschliessend an einem Stueck durch in den Westen gefahren. Die meisten fahren einzeln fuer sich, manche ziehen, an einer fest montierten Eisenstange die gleichzeitig auch die Lenkung steuert, einen zweiten Wagen hinter sich her.

Die ganze Autoverschieberei hat sich zu einer bedeutenden Wirtschaft entwickelt. Fast jedes neuwertige Auto in Sibirien ist japanischen Ursprungs. Alles natuerlich Rechtslenker, was bei Linksverkehr fuer ziemlich viele Kreuze am Strassenrand sorgt. Ein Versuch der russischen Regierung den Import von Rechtslenkern zu verbieten wurde relativ schnell wieder rueckgaengig gemacht, da ein Volksaufstand drohte: Von den nicht wenigen Endkonsumenten weil sie keine gescheiten Autos mehr bekommen (beim Lada hoert selbst beim Russen der Patriotismus auf), von Lehrern und sonstigen mit Freizeit Gesegneten, weil ihnen eine wichtige Nebenerwerbsquelle wegfallen wuerde (der Transport eines Autos von Wladiwostok nach Westen bringt bis zu 1000 Dollar) und schliesslich von der Mafia, die hervorragend vom Handel profitiert und die Maerkte fest in ihrer Hand hat. Auf einem Rastplatz hab ich einen Russen getroffen der, eigentlich Arbeiter im Uralgebiet, zweimal im Jahr von der Grippe befallen wird. In der einen Woche die er zum “Auskurieren” braucht, fliegt er nach Wladiwostok und faehrt mit dem japanischen Gebrauchten wieder zurueck, was ihm jedesmal einen kompletten Monatslohn als Gewinn beschert.

 

Am zweiten Tag nach Weiterfahrt von Chabarovsk sehe ich morgens ein beladenes Fahrrad am Strassenrand stehen. Ich halte an und warte auf den Besitzer der sich wohl gerade im angrenzenden Wald befindet um eine Marke zu setzen. Ich begutachte das Rad und komme zum Schluss dass es sich, zu erkennen an den Old-School Packtaschen, hier eindeutig um einen russischen Radtouristen handeln muss, wahrscheinlich auf kleinerer Reise unterwegs, denn er hat kaum Gepaeck. Nach einer Weile kommt dann auch ein aelterer Herr mit Nickelbrille und Kamera in der Hand aus dem Gestruepp. Als erstes, bevor er noch ueberhaupt Hallo sagt, macht er erst mal ein Foto von mir. Ich glaub wir waren beide gleich ueberrascht uns zu begegnen. Nikolai ist 55, Bergarbeiter und auf dem Weg mit dem Rad von sich daheim (Novosibirsker Oblast, also nochmal 800 km weiter westlich als Krasnojarsk!) zu seiner Schwester nach Waldiwostok. Nachdem er mein Rad ausfuehrlichst untersucht und mein Gepaeck als eindeutig zu schwer und zu 50% ueberfluessig befunden hat, schlaegt er vor dass wir zusammen weiterfahren, was ich, nach all der Einsamkeit auf dem Rad, gerne bejahe.

Die folgenden 6 Tage die wir zusammen verbringen machen mir klar dass ich, zumindest auf dem Fahrrad, ein Individualist bin und auch bleiben werde. So schoen das gemeinsame Fahren auch war, mein Rhytmus war einfach ein komplett anderer als derjenige von Nikolai. Wenn ich einmal auf dem Rad sitze dann fahr ich morgens erst mal 3 – 4 Stunden, wenn die Strasse gut ist. Nachmittags nochmal dasselbe, sodass ich gegen 7 Uhr spatestens mein Zelt aufbau um noch ein wenig ausruhen zu koennen. Ich bemuehe mich den Puls vormittags schoen weit unten zu halten, damit ich moeglichst reibungslos in den Fettstoffwechsel komme. Dazwischen halt ich hoechstens kurz mal an, um ein Bild zu machen falls es was Schoenes zu sehen gibt oder wenn ich mal in die Buesche muss. Nikolai hingegen war es gewohnt, alle Stunde eine Pause zu machen und Kaffee oder Tee zu trinken, also immer gerade dann wenn ich mich eingerollt hatte. Anschliessend fuhr er, dank des Zuckers, wie so ein Duracellhase mit ordentlich Druck die naechste Stunde. Er fuhr binaer, also entweder trat er mit 100% Krafteinsatz oder gar nicht, das war wirklich interessant. An den Wellen fuhr er mir immer davon und auf der Abfahrt bzw. auf der Ebene hab ich ihn wieder ein- und dann ueberholt. So ging das die ganze Zeit, aber irgendwie haben wir es doch geschafft, uns nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Ich konnte ihm nicht erklaeren, mangels Russisch, dass mir seine Fahrweise nicht sonderlich liegt und ich nicht alle paar km gezuckerten Tee oder Kaffee zu mir nehmen kann. Ich hab versucht das irgendwie zu erklaeren aber letztendlich glaubt er jetzt ich sei Zuckerkrank, weil ich immer was von Insulin erzeahlt habe. Auf jeden Fall erstaunlich, wie diese zaehe russische Eiche unterwegs war. Morgens hat er meist gar nix gegessen ausser ein paar Schokoladenbonbons und dazu Tee. Er fuhr eigentlich von frueh morgens bis kurz vor Sonnenuntergang, kam durch die vielen Pausen aber auch nicht auf mehr als 140 km pro Tag. Sein Zelt war aus kakifarbenem Stoff  und sah aus wie die Teile die es zu meiner Kindheit in den Yps-Heften gab und die das laueste Lueftchen zum Einsturz brachte. Wenn es regente, musste er nochmal ne extra Plane drueberlegen. Er hatte selbstgenaehte Beinlinge aus einer alten Hose die er abends, wenn die Muecken kamen, anlegte. Seine Isomatte war so ein Schaumstoffteil auf dem ich vielleicht ein Wochenende, sicher aber nicht monatelang schlafen koennte. Insgesamt war er mit hoechstens 20 kg Gepack beladen, verteilt auf eine einzige grosse Packtasche hinten auf seinem Gepacktraeger. Wirklich ein harter Hund.  Wer weiss ob und wie ich mit 55 Jahren durch die Gegend krebse, insofern erlaubt mir der Respekt vor seiner Leistung eigentlich nicht seinen anderen Rhytmus weiter zu kritisieren.

 

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Bild Die russische Eiche Nikolai

 

 

Kurz vor Wladiwostok, wir befinden uns auf einer beidseitig 2 spurigen Autobahn an einer laengeren Welle, setzt Nikolai gerade dazu an mich zu ueberholen als von hinten ein Bus auf der linken Spur kommt und auf unserer Spur ein Lastwagen. Der Lastwagen faehrt nach links um Nikolai auszuweichen und faehrt sich am Reisebus, der gerade ueberholt, den linken Aussenspiegel ab. Nach einer laengeren Diskussion mit dem Lastwagen- und dem Busfahrer zahlt Nikolai 300 Rubel und die Sache ist erledigt. “Diskussion” ist vielleicht ein wenig nett formuliert aber es trifft den Kern. Es gab keine Handgreiflichkeiten, auch wenn es zuerst nicht danach aussah als der 120-Kilo-Lastwagenfahrer, uns beide verfluchend, von seinem Laster auf uns zugewalzt kam. 

 

Am Samstag den 9. August erreiche ich meinen persoenlichen Endpunkt Russlands, Wladiwostok. Es ist schon fast dunkel als wir die Wohnung von Nikolais Schwester erreichen. Ich habe noch versucht mich in eine Hotel abzuseilen, aber das wurde mir nicht erlaubt (“viel zu teuer, kommt nicht in Frage”). So komme ich denn bei seiner Schwester unter und darf zu Zweit mit Ihnen im selben Zimmer schlafen, da die Wohnung etwas kleiner ist. Die Schwester ist eine typische Russin aelterer Schule. Wie sagte Nikolai so schoen : “Wenn du  nicht aufpasst, kann es uebel fuer dich werden”. Das bezog sich aufs Essen, denn der Teller war so schnell wieder vollgeladen, da war ich grad noch am ueberlegen was “ich bin satt” auf Russisch heisst. Sie kuemmert sich ruehrend wie eine Mutter um mich, waescht mir all meine Klamotten, ueberwindet dabei jeden Ekel und fasst meine Socken mit blossen Haenden an. Sie stopft mir die Loecher in meiner Jacke und den beiden Trekkinghosen, es gelingt ihr sogar meine zerfetzte GoreTex-Regenhose einigermassen wiederherzustellen. Leider werde ich am Sonntag etwas krank, ich glaub die Eier in der Boullion tags zuvor waren doch etwas aelter, und muss den Tag ueber auf der Couch schlafend liegenbleiben. Ich gehe mittags nur kurz mit Nikolai zum Hafen um Tickets fuer die Faehre nach Japan zu kaufen, doch der Schalter bis Montag morgen geschlossen. Am Montag fahren wir dann morgens nochmal hin und ich erfahre, dass die naechste Fahere bereits angekommen und in ein paar Stunden wieder ablegen wird und die uebernachste erst wieder am kommenden Sonntag, also in 6 Tagen, faehrt. Schade, das bedeutet dass ich fast ueberstuerzt das Land verlassen muss, sonst bleibt mir zu wenig Zeit fuer Japan da ich ja am 27. August Japan wieder verlassen werde. Von Wladiwostok hab ich so leider fast nichts mitbekommen, ich hatte nicht mal Zeit mir eine schoenes Souvenir zu suchen. 

 

Mein Faehre wird uebrigens gerade, aus Japan kommend, entladen als ich vom Ticketoffice hinaus auf das Hafengelaende komme. Es ist wirklich erstaunlich, wo ueberall noch Autos gestapelt werden koennen. Das obere Sonnendeck gleicht einem Parkplatz und selbst im sonst mit planschenden Russen gefuellten Pool stehen 2 Autos. Um 18.00 Uhr finde ich mich, begleitet von Nikolai,  dann wieder mit meiner Ausruestung am Faehrhafen ein, bereit die leidige Zollabfertigung ueber mich ergehen zu lassen. Ich hab ein bisschen Bammel denn ich hab fuer den langen Weg von Krasnojarsk bis hierher nur 2 Registrierungen und frage mich wie ich das erklaeren soll wenn mich jemand fragt was ich die ganze Zeit in Russkand gemacht hab. Nach 4 Stunden Warten macht der Zollschalter endlich auf und ich bin innnerhalb von 5 Minuten abgefertigt. Keine Fragen nach dem Wo und Wie, keine Kontrolle des Gepaecks, alles voellig Problemlos und sogar noch recht freundlich. Ein fuer alle mal sollte man es sich abgewoehnen sich wegen irgendwelcher zukuenftiger Eventualitaten einen Kopf zu machen, das gibt nur Krebs. Um 23 Uhr legt die Fahre ab und ich verlasse Russland fast so unvermittelt und schnell wie ich gekommen bin.

 

Russland, das Land gibt es so wie ich es erfahren habe, wirklich. Vor 2 Jahren waere ich ueberall hingefahren nur nicht nach Russland. Russland war fuer mich der “wilde Osten”. Mein Russlandbild war noch durch die Propaganda des kalten Kriegs gepraegt, ein Volk gestraft durch 70 Jahre Kommunismus. Aus dem dem Fernsehen waren mir die Schwimmerinnen aus der Sowjetzeit noch gut in Erinnerung geblieben. Oder gar die Kugelstosserinnnen. Gut, die gleichen Modelle gab es auch in der DDR, doch da hat die Wende und der Aufbau Ost ja alles zum Guten gewendet oder zumindest kaschiert: moderne Frisuren hielten Einzug und Rasierapparate waren erhaeltlich, ganz zu schweigen von moderner Medizin mit der man den Hormonhaushalt wieder in Ordnung bringen konnte. Doch nach dem Zerfall der Sowjetunion herrschten in Russland 10 Jahre uebelster Neokapitalismus in denen sich einige wenige hemmungslos bereichern konnten waehrend der Grossteil der Bevoelkerung in die Armut stuerzte, dem Alkohhol verfiel und die Kriminalitaetsrate sogar weit ueber amerikanische Verhaltnisse hinauswuchs. Dann Putin, Tschetschenien, Abschaffung der Pressefreiheit, Monopolmediokratur, aufbluehender Nationalismus, Wiedererstarken des  Feindbildes vom “boesen Westen” der Russland unter seine Kontrolle bringen will, Besinnung auf traditionelle Staerken wie Militaer usw. usf.  Russland hat also weitaus groessere Probleme, als sich um seine ehemalige sportliche Elite zu kuemmern, sodass mir die Gefahr in die Wurstfinger einer Horde marodierend durch die Strassen ziehender frustrierter Kugelstosser/Hammerwerferinnen zu geraten, auesserst reell erschien. Es sah so aus als ob man dieses Land besser nicht bereisen sollte. Dem Reisenden drohten, egal ob Mann oder Frau, Diebstahl, Raub, Entfuehrung, Alkoholvergiftung, Vergewaltigung, Folter, Mord, oder gleich alles zusammen.

 

Doch dann hab ich im Internet den Reisbericht eines Deutschen gelesen, der mit dem Rad komplett durch Russland gefahren ist (Joerg Dahlke, www.radsherren.de ) Dieser wunderschoene Bericht war eigentlich der Grund, warum ich durch Russland fahren wollte: dort schien es etwas zu geben, womit ich absolut nicht gerechnet hatte und das meinem bisherigen Russlandbild so sehr widersprach: nette offene Menschen, Fremden gegenueber ausserst aufgeschlossen und aufopferungsvoll hilfsbereit. Also etwas, was man in Deutschland so schwer finden wird und fuer mich reizvoller ist als eine 6 monatige Schlemmerreise durch Italien oder ein Rucksackurlaub um die Welt um an anderer, exotischerer Stelle, doch mit genau denselben Menschen, wie sie nun mal im “westlichen” Teil der Welt vorzufinden sind, allabendlich “Party” zu machen.

 

Leider habe ich, trotz Bittschreibens an den Generalkonsulat nur ein 3 monatiges Visum erhalten. Seit Oktober letzten Jahres gelten verschaerfte Visabestimmungen. Damit hatte sich meine Hoffnung zerschlagen, von Kreuzlingen nach Wladiwostok an einem Stueck durchzufahren. Als naechstes bin ich auf den Bericht eines Radlerpaerchens aus Deutschland/Russland gestossen, die ebenfalls mit dem Rad unter anderem durch Russland gefahren sind, an der BAM entlang und dann weiter nach Magadan ( www.terracirca.de ). Aufgrund dieses Berichts hab ich mich dann entschlossen zumindest ab Krasnojarsk durch Russland zu fahren und wenn schon nicht komplett, dann wenigstens abenteuerlich und naturnah. Mein Dank gilt also den Autoren dieser Reiseberichte! Alles in allem kam es fuer mich genauso, wie ich mir das anhand dieser Berichte vorgestellt hatte.  Gut ok, das mit den Strassen hatte ich mir leichter vorgestellt.

Das Land, die Menschen, die Umstaende habe ich so erlebt dass ich sagen kann: Russland ist einfach der Hammer. Ich bin nicht sonderlich gut im Schreiben und daher kann auch dieser Reisebericht nur einen kleinen Einblick geben. In der Realitatet ist alles noch viel extremer, schoener, einsamer, einfach eindrucklicher als ich das hier wiedergeben kann. Man muss sicherlich nicht mit dem Rad durch Russland fahren um dieses Land so erleben zu duerfen. Im Gegenteil, gerade auf den elenden Strassen Sibiriens ist das Fahrrad definitv nicht das geeignete Verkehrsmittel. Man kann auch in Adiletten aufs Jungfraujoch. Das geht, aber es ist nicht sonderlich schlau und man auf wird die eine oder andere Stelle treffen, an der man sich gescheite Schuhe wuenscht. Klar, die Frauenwelt ist ungemein beeindruckt wenn man sagen kann, man sei in Adiletten aufs Jungfraujoch. Ein harter Hund der potentiell auch in schwierigen Zeiten das Feuer in der Hoehle entfachen und einen Saebelzahntiger mit blossen Haenden erlegen kann. Die Bewunderung wird sich aber deutlich abschwaechen, wenn sich hermumspricht, dass durch die permanent kalten Fuesse und dem damit verbundenen stundenlangen Absinken der Koerpertemperatur, die Nudel  dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nicht dass hier jetzt wieder eine weitere peinliche Diskussion im Gaestebuch gestartet wird, dies ist eine Parabel, ok.

 

Die Strecke die ich gefahren bin, kann man bestimmt genauso eindruecklich mit dem Motorrad erleben. Wers gern koerplich hart mag der kann ja zum Ausgleich abends 2000 Kniebeugen machen, einfach nur die Haelfte essen und sich ab und an mit einer duennen Nadel in den Hintern stechen. An den Stellen, und die gibt es, an denen man mit dem Motorrad nicht weiterkommt, wird sich irgendein Zufall einfinden der einem das Weiterkommen ermoeglicht. Dafuer hat man eine Federung unterm Allerwertesten und ein Zug am Gashahn reicht und die Welle ist schwuppdiwupp ueberwunden.

Am Lederkombi koennen sich die Viecher ihre Stechruessel krummsaugen und Baeren faehrt man einfach ueber den Haufen oder laesst sie, immer genau 10 m vor ihnen herfahrend bis sie muede sind, eine schoene Abgasfahne inhalieren. Bzw. man faehrt solange vor ihnen her bis der naechste Radler ueberholt ist.  Man betritt den Dorfladen nicht voellig verschwitzt und verdreckt und hat im Schritt der Radlerhose keine Salzraender die jeden unbedarften Russen glauben lassen man haette keine Zeit oder Lust gehabt ins Gebuesch zu gehen. Ueberhaupt sieht man einfach nicht so fertig und bemittleidenswert aus bzw. man nimmt einfach nicht den Helm ab. Ok, dafuer bekommt man vielleicht keinen Fisch geschenkt, aber man kann ja einfach nochmal kurz in den Dorfladen fahren und sich welchen kaufen wenn man Lust hat. Und ein kaltes Bier gleich dazu... mein Fazit: ich komm wieder keine Frage, doch das naechste mal mit Motor.

 

Doch nun erst mal auf nach Japan. Ich werde erst auf dem Schiff von Japan nach Vancouver Zeit haben, eine wissenschaftliche Ausarbeitung ueber die allgemeinen und besonderen Eigenschaften sibirischer Stechinsekten und deren Einfluss auf die Lebensumstaende von Radtouristen, die sogenannte Viechermatrix, auszuarbeiten.

 

Erst mal noch ein Haiku, sozusagen als Verbindung zwischen dem vergangenen Teil meiner Reise und dem was nun kommen wird:

 

Der Russ an sich

 

ist liebenswert

 

obwohl er oft

 

ne Hackfresse hat

 

 

 

Video auf dem Rad ... irgendwo in Sibirien:

 

 

 

 

  Alle Strecken - Reiseberichte im Überblick: HIER

 

 
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